Endometriose und Kinderwunsch: Warum eine Schwangerschaft oft schwierig ist

Endometriose und Kinderwunsch: Warum eine Schwangerschaft oft schwierig istEndometriose und Kinderwunsch? Das müssen Betroffene wissenSchätzungen zufolge haben etwa 50 Prozent der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch Endometriose.Zysten, Entzündungen und unfitte Eizellen: Für Menschen mit Endometriose ist es schwieriger schwanger zu werden. Was können Paare tun?Wieder ein negativer Schwangerschaftstest! Wenn ein Paar sich ein Kind wünscht, es aber einfach nicht klappen mag, ist das quälend. Es gibt viele mögliche Ursachen dafür, eine kommt häufig vor: Endometriose. Schätzungen zufolge sind etwa 50 Prozent der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch von der Erkrankung betroffen.Bei Endometriose handelt es sich um eine gutartige, chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Was macht das mit der Fruchtbarkeit? Und wie kann es doch klappen mit dem Kind? Ein Überblick.Das Leben und wirDer Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie – jeden zweiten Donnerstag.Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.Wie Endometriose die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kannWarum es mit Endometriose schwerer sein kann, schwanger zu werden, hat viele Gründe. Im Verlauf der Erkrankung können sich beispielsweise Endometrioseherde und später Zysten an den Eierstöcken bilden. Diese enthalten in der Regel altes Blut und werden daher „Schokoladenzysten“ genannt.„Endometriose kann ein Problem sein, wenn eine Frau diese Zysten an den Eierstöcken hat, denn dann kann die Eizellreifung gestört sein. Die Qualität der Eizellen ist oft schlechter“, erklärt Prof. Sylvia Mechsner, die das Endometriosezentrum an der Berliner Charité leitet.Nun könnte man denken, dass eine Operation, bei der diese Zysten entfernt werden, das Problem beheben sollte. Dem ist leider nicht unbedingt so, wie Mechsner sagt: „Die Zysten sind sehr fest mit dem Gewebe verbunden und es kann sein, dass mit der Zyste auch gesundes Gewebe mit entfernt wird. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Eizellen.“ Das ist vor allem ein Problem bei Frauen ab 35 Jahren: Ab diesem Alter verschlechtert sich die Qualität der Eizellen und ihre Anzahl sinkt ohnehin – egal, ob eine Frau Endometriose hat oder nicht.Darüber hinaus kann es auch Probleme am Eileiter geben: Normalerweise wird die Eizelle beim Eisprung aus dem Eierstock herausgelassen und vom Eileiter aufgefangen. „Bei schwerer Endometriose ist der Eileiter oft verklebt, sodass es mechanische Probleme beim Eisprung gibt“, sagt Sylvia Mechsner.Leben mit Endometriose: „Acht, neun Stunden arbeiten, das funktioniert für mich leider schon lange nicht mehr“„Das gehört zum Frausein dazu“: Sieben bis zehn Jahre dauert es – auch wegen solcher Vorurteile – bis Betroffene die Diagnose Endometriose erhalten. Doch was genau dagegen hilft, erfahren sie oft trotzdem nicht. Vivian Vanessa Wagner ist selbst betroffen und hat das Buch geschrieben, das sie sich selbst damals gewünscht hätte.Ein weiterer Grund für Schwierigkeiten: Die Entzündungen, die die Endometrioseherde verursachen, schränken Spermien in ihrer Beweglichkeit ein.Ein weiteres Problem hat ebenfalls mit den Spermien zu tun: Normalerweise unterstützt die Gebärmutter den Transport der Spermien zum richtigen Eileiter dadurch, dass sich bestimmte Muskeln zusammenziehen. Einige Frauen haben aber Endometrioseherde in der Muskelwand der Gebärmutter. Das nennt man Adenomyose. „Dadurch ist sozusagen das Feintuning in der Gebärmutter gestört. Der gerichtete Transport funktioniert dann oft nicht“, erklärt Sylvia Mechsner.Wie Betroffene das Thema Kinderwunsch angehen könnenAuch wenn viele Faktoren die Erfüllung des Kinderwunsches erschweren: „Je früher eine Endometriose behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, auf natürlichem Wege schwanger zu werden“, sagt Gynäkologin Cornelia Hösemann, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Frauenärzte .Auch der Zeitpunkt der Familienplanung spielt eine Rolle: „Er sollte nicht zu weit nach hinten verschoben werden. Das Alter spielt bei Frauen mit Kinderwunsch immer eine Rolle und bei Endometriose im Besonderen.“Sylvia Mechsner empfiehlt Frauen mit Endometriose, den Kinderwunsch vorzuziehen. Wenn das nicht möglich oder gewünscht ist, sei das sogenannte Medical Freezing eine Möglichkeit: Dabei werden eigene Eizellen eingefroren, wenn deren Qualität noch gut ist, und für später eingelagert. „In Einzelfällen übernehmen die Krankenkassen die Kosten dafür.“Je ausgeprägter die Endometriose, desto schwieriger wird es, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Sylvia Mechsner rät Frauen mit Endometriose und Kinderwunsch checken zu lassen, ob die Schilddrüse optimal arbeitet und sie mit allen Vitaminen und Nährstoffen gut versorgt sind. Außerdem sollten sie Folsäure einnehmen. So können weitere Faktoren, die einer Schwangerschaft im Wege stehen, ausgeschlossen werden.Und natürlich sei es auch wichtig zu prüfen, ob der Partner wirklich zeugungsfähig ist. Auch bei Männern nimmt mit steigendem Alter die Qualität der Spermien ab.Wann es Zeit für eine Kinderwunschbehandlung istWenn es auf natürlichem Wege nicht klappt, haben Paare die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen und bis zu einer festgelegten Anzahl an Versuchen die Kosten.Sylvia Mechsner rät: „Damit nicht zu lange warten. Nach einem Jahr sollte man sich an ein Kinderwunschzentrum wenden, in Einzelfällen auch eher.“ Hintergrund: Statistisch gesehen klappe es bei einem gesunden Paar mit einer Schwangerschaft in 90 Prozent der Fälle innerhalb eines Jahres, wenn das Paar zweimal pro Woche ungeschützten Sex habe.Wie sich die Endometriose auf Schwangerschaft und Baby auswirktOb auf natürlichem Wege oder dank einer Kinderwunschbehandlung – endlich hat es geklappt. Jetzt ist Aufatmen angesagt, wobei bei Betroffenen eine gewisse Anspannung mit Blick auf die Endometriose stets bleiben dürfte. „Früher dachte man, dass während einer Schwangerschaft Ruhe ist, das stimmt leider nicht“, so Silvia Mechsner.Denn: „Für Endometriose ist bekannt, dass es in der Schwangerschaft und während der Geburt zu einer höheren Rate an Komplikationen kommen kann“, sagt Gynäkologin Cornelia Hösemann. Die Raten an Fehlgeburten, Eileiterschwangerschaften, Frühgeburten und Fehllagen der Plazenta sind bei Frauen mit Endometriose höher.„Betroffene Frauen haben auch oft eine verstärkte Blutung nach der Geburt oder nach dem Kaiserschnitt“, sagt Silvia Mechnser. Sie findet deshalb: „Frauen mit Endometriose müssten eigentlich als Risikoschwangere eingestuft werden.“ Immerhin: „Auswirkungen auf das Baby sind bislang nicht bekannt.“Herzinfarkt, Schlaf, Immunsystem: Fünf lebenswichtige Unterschiede zwischen Frauen und Männern„Weiblicher Schmerz wird systematisch abgewertet“Kostenpflichtig„Ich kann nicht genau sagen, warum es mir einfach nicht gut geht“: Wie kleine Traumata wirkenOb während der Kinderwunschzeit oder Schwangerschaft: Wichtig ist, dass betroffene Frauen gut betreut werden. Zum Beispiel durch einfühlsame Gynäkologen, die sich mit dem Thema gut auskennen. Zudem finden Frauen in Endometriosezentren kompetente Hilfe. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine wichtige Stütze sein. Die Endometriose Vereinigung Deutschland bietet zum Beispiel eine kostenlose Beratung und hat auf ihrer Webseite ein Verzeichnis spezialisierter Behandler.

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